Gefragt: Was Sie schon immer mal über Pianos wissen wollten ...
Wie entsteht die Form eines Flügels?
Die Form des Flügels entsteht natürlich durch die Länge der Saiten. Die hohen Töne haben kurze Saiten. Je tiefer der Ton wird, desto länger wird die Saite. Dadurch entsteht die Form eines Flügels.
Warum sind die Basssaiten mit Kupfer umwickelt?
Je tiefer der Ton, desto länger die Saite. Allerdings kann ein Flügel nicht unendlich lang werden. Also wird die Saite mit dem schweren Kupfer umwickelt, damit die Saite Gewicht bekommt. Je schwerer die Saite, desto tiefer der Ton.
Welches Holz wird genutzt?
Entsprechend der Anforderung wird auch das Holz ausgewählt. Klangübertragende Bauteile werden aus hartem Holz gebaut (Buche, Ahorn, Weißbuche). Klangproduzierende aus weichem Holz.
Die Optik ist abhängig von dem Kundenwunsch und hat keine Auswirkung auf den Klang.
Wovon hängt der Klang eines Instrumentes ab?
Er ist abhängig von der Saitenstärke, der Saitenlänge und der Zugkraft.
Er ist ebenso abhängig von der Bauweise der akustischen Anlage (Rippen-Maße, Resonanzboden-Abmessung und Bauweise der Stege) sowie der Qualität der Hammerköpfe und der Intonation.
Wie lange dauert der Bau eines Klaviers und eines Flügels?
Ein Klavier wird in 150 und 170 Stunden gebaut, ein Flügel in 250 Stunden.
Die Oberflächenveredelung für das Gehäuse geschieht außerhalb, da wir noch nicht über geeignete Lackieranlagen verfügen.
Wo wird produziert und von woher stammen die einzelnen Materialien?
Produziert wird ausschließlich in unserer Niendorf Manufaktur in Luckenwalde bei Berlin.
Alle spezifischen Klavierbauteile stammen von erfahrenen Zulieferern aus Deutschland. So zum Beispiel die Renner Mechanik, Abel Hammerköpfe, Strunz Resonanzböden, Heller Basssaiten oder Röslau Stahlsaiten. Alle weiteren Materialien beziehen wir von regionalen Lieferanten.
Kann ich mir ein Piano selbst zusammenstellen?
Ja, auch besondere oder spezielle Kundenwünsche werden von uns realisiert. So können zum Beispiel einzelne Bauteile, Designs oder Farbwünsche variabel nach Geschmack des Kunden angepasst und verändert werden.
Wie wird man Klavierbauer? Welche Voraussetzungen brauche ich dafür?
Die Ausbildung zum Klavierbauer dauert 3,5 Jahre. Diese beinhaltet das Bearbeiten von Holz und Lack, das Arbeiten an Mechaniken sowie das Training des Gehörs zum Stimmen und Intonieren nach Gehör. Voraussetzung ist handwerkliches Geschick, Freude an der Arbeit mit Holz, Ausdauer und ein musikalisches Gehör.
Warum sollte man Saiten nicht anfassen?
Die Saiten bestehen aus blankem Stahl. Dieser ist rostempfindlich. Die Basssaiten sind mit Kupfer umwickelt, welcher bei Feuchtigkeit Grünspan entwickelt. Dieser ist giftig! Nach Berührung immer gut die Hände waschen.
Wie oft muss ich mein Instrument stimmen?
Das ist abhängig vom eigenen Hörempfinden, allerdings auch von der Luftfeuchtigkeit, welche Auswirkung auf die Stimmung hat. Wir empfehlen das Instrument wenigstens einmal im Jahr stimmen zu lassen.
Kann ich einfach vorbeikommen und mir die Produkte vor Ort anschauen?
Da wir jeden Werktag, außer feiertags, von 7-16 Uhr in der Manufaktur anzutreffen sind, können wir jederzeit gerne einen Termin für Ihren Besuch vereinbaren. Im Notfall sind wir auch spontan gerne für Sie da.
Gibt es Werksführungen, zu denen ich mich anmelden kann?
Ja, die gibt es. Für 5 Euro pro Person führen wir Sie in einer ausführlichen, circa einstündigen Führung durch unser Werk. Bei größeren Gruppen reduziert sich der Preis auf Anfrage.
Worin liegen die Unterschiede bei deutschen und chinesischen Pianos?
Verarbeitungsqualität, Klang, Spielart, Tonmodulation.
Warum haben Sie so viele Klavier- und Flügelvarianten?
Abhängig von dem zu beschallenden Raum, muss die Größe des Instruments angepasst werden. So wird man in einem Konzert für 2000 Zuhörer ein Klavier oder einen kleinen Flügel nicht so gut hören, da diese nicht laut genug sind. Genauso ist in einem kleinen Raum ein großer Flügel zu laut und kann sein Klangpotenzial nicht voll ausschöpfen.
War Niendorf schon immer in Luckenwalde?
Ja, und wir sind sehr stolz darauf! Seit 1896 gibt es das Unternehmen bereits, seit 1900 findet die Produktion hier in Luckenwalde statt.
Warum muss ein Flügel immer schwarz hochglänzend sein? Kann man auch Roh-Holz nutzen?
Prinzipiell sind alle Varianten möglich. Schwarz passt allerdings am besten überall hinein. Letztendlich ist das jedoch eine individuelle Geschmacksfrage.
Bauen Sie ausschließlich für den deutschen Markt oder auch für den internationalen? Wenn ja, wo überall?
Nein, wir bauen sowohl für den nationalen als auch den internationalen Markt. Neben Deutschland liefern wir auch nach England, den Niederlanden, Spanien und China. Stück für Stück erweitern wir unsere Liefergebiete weltweit.
Haben alle Pianomodelle die gleiche Anzahl von Tasten?
Ja, alle Klaviere und Flügel haben immer insgesamt 88 weiße und schwarze Tasten.
Wie viele Pianos werden pro Jahr produziert?
Im Moment produzieren wir zwischen 50–60 Pianos pro Jahr.